Interview in der Fachzeitschrift „Hand Drauf“
2022
Als eine der drei Finalistinnen des Azubi-Stipendiums 2022 des Handwerksshops Contorion wurde Lina Goldbach zu ihren Erfahrungen als Auszubildende im Handwerk interviewt. Im Heft S. 36, im PDF S. 20.
https://media.contorion.de/content/handdrauf/HD19_onlineversion.pdf
Was hat dich dazu bewegt, eine Ausbildung im Handwerk zu machen?
Lina Goldbach: Meine Begeisterung für den Geigenbau wurde in meiner Schulzeit durch Einblicke in verschiedene (Kunst-)Handwerke und mein langjähriges Violinspiel geweckt. Neben dem Abitur machte ich mein erstes Praktikum bei einem Geigenbauer und habe mit ihm gemeinsam in drei Wochen eine Violine repariert. Da war für mich klar: Das ist mein Beruf. Heute kann ich benennen, was mich damals so begeisterte: Geigenbau verbindet in einzigartiger Weise Handwerk mit Kunst, Technologie mit kreativer Gestaltung und Wissenschaft mit Intuition unter musikalischen Aspekten. So etwas findet man nur im Handwerk.
Was muss sich deiner Meinung nach ändern, damit sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden?
LG: In wenigen Gewerken ist es wohl wie bei uns im Geigenbau – es gibt viel zu viele Bewerberinnen auf die wenigen Ausbildungsstellen. An den Berufsfachschulen muss man eine schwierige Eignungsprüfung bestehen, für eine duale Ausbildung braucht man gute Verbindungen zu einer Werkstatt oder muss sich durch außergewöhnliches Engagement von seinen Mitbewerberinnen hervortun. Durch die hohe Nachfrage entstehen wiederum Nachteile für die Auszubildenden: Man muss sich mit jeglichen Bedingungen am Ausbildungsplatz abfinden, weil es kaum Alternativen gibt. Institutionen wie die Handwerkskammern oder Innungen müssten unerfahrene Auszubildende besser unterstützen und ihre Rechte stärken.
Was würdest du jungen Menschen raten, die sich noch unsicher sind, für welchen Beruf sie sich interessieren?
LG: Als ich mich gefragt habe, was ich in meinem Leben machen will, habe ich mich daran orientiert, was ich liebe. Und ich habe viel mit Menschen gesprochen, die mich gut kennen und mit denen, die im Beruf Geigenbau arbeiten. So entstand für mich ein Vorbild. Wenn man so ganzheitlich an die Berufswahl herangeht, kann man in seiner Arbeit aufgehen. Dann findet nicht man nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung.
Projektorganisation des Jugendchorprojekts Cantare
2015 – 2024
Seit 2015 organisiert Lina Goldbach ehrenamtlich im Team mit anderen jungen Menschen das Jugendmusikprojekt Cantare. In diesem Projekt treffen sich SchülerInnen und Studierende in den Osterferien und erproben unter professioneller Anleitung ein großes klassisches Musikwerk, das am Ende der Probenzeit in zwei Konzerten aufgeführt wird. Darum herum wird ein vielseitiges Rahmenprogramm rund um das Thema Musik angeboten, wie Obertongesang, Beatboxen, Volkstänze oder Jamsessions.
Das besondere bei Cantare ist der Umgang auf Augenhöhe miteinander – die Tagung wird von allen gemeinsam gestaltet. Jeder ist wichtig in der Gruppe, ob Teilnehmender, Küchenhelfer oder Organisator, und alle schätzen sich und ihre Leistung für das Projekt. Das Resultat ist deutlich zu hören – ein großartiges Konzert, in dem jeder einzelne sich seiner eigenen Stimme und seines Einflusses auf das ganze Projekt bewusst wird. Auf diese Weise konnte das Cantare Projekt schon vielen jungen Menschen ihren Weg in die Musik zeigen.
Zwischen 2015 und 2024 publizierte sie zahlreiche Artikel über Cantare und gab gemeinsam mit der Dirigentin Salome Niedecken ein Interview im SWR.
- https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/musik-meinung-perspektiven-swr2-treffpunkt-klassik-2023-04-13
- https://www.erziehungskunst.de/artikel/osterferien-mit-sang-und-klang-cantare-kehrt-zurueck
- https://www.erziehungskunst.de/artikel/zwoelf-tage-singen-ein-leben-lang-erin
- https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-jugendmusikprojekt-cantare-begeistert-in-oftersheim-_arid,2073470.html